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DMP
Forschung
CAPS
Multimediales Patienteninformierungssystem, PC-basiert (1996)
Multimediales Patienteninformierungssystem (1996)
PISA - Patienteninformierung - einmal anders (1997)



 

Patienteninformierung - einmal anders

U. Pohl, F. Özdemir, M. Hartmann

Universitäts-Hautklinik, Heidelberg

Gerade durch die Idee des umfassenden Qualitätsmanagements (TQM=total quality management) ist wieder das Interesse an der Meinung des Patienten, wie er sich in den Gesundheitsversorgungseinrichtungen versorgt fühlt, gestiegen. Immer häufiger werden Patientenbefragungen durchgeführt, um eine Rückmeldung über die Zufriedenheit der Patienten in bezug auf die verschiedenen Versorgungsaspekte zu erhalten. Diese werden zum einen nach der Beurteilung des IST-Zustandes, also der Zufriedenheit, und als zweites nach der Bedeutung für den Patienten ausgewertet. Die Wichtigkeit und die Unzufriedenheit bestimmen die Priorität mit der man versucht, die aufgedeckten Wünsche der Patienten zu berücksichtigen. Zu hohem Handlungsbedarf motiviert, wenn die Patienten große Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation signalisieren und dieser Punkt aus ihrer Sicht eine hohe Wichtigkeit hat.

Untersuchungen im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen haben gezeigt, daß hierzu insbesondere die Informierung des Patienten gehört.

Zwischen dem zuständigen Oberarzt der HIV-Ambulanz, Dr. Hartmann, und der EDV-Beauftragten der Universitäts-Hautklinik, Frau Pohl, entstand vor etwas mehr als einem Jahr die Idee, zur Unterstützung der Patienteninformierung ein weiteres Medium einzusetzen - eine Patienten-Informierungs-Säule. Der Beitrag soll schildern, wie aus dieser Idee langsam eine Säule (PISA = ein Patienten-Informierungs-System für HIV-/und AIDS-Patienten) für unsere Patienten wuchs.

Eingangsbildschirm der Patienten-Informierungs-Säule

Patienten-Informierungs-Systeme


Patienten-Informierungs-Systeme sind multimediale Nachschlagewerke für Patienten zum Zwecke der Informierung und Meinungsbildung über Krankheitsbilder, Therapie- und Präventionsmöglichkeiten, anatomische Grundlagen und Selbsthilfeangebote. Sie erweitern somit das Spektrum der interaktionsintensiven Leistungen einer Einrichtung. Ergänzend zu diesen medizinischen Daten kann es natürlich auch organisatorische Informationen beinhalten. Darunter versteht man Informationen zur Institution (z.B. Selbstdarstellungen des Krankenhauses und seiner Abteilungen, Lage-, Zufahrts- und Fahrpläne, Veranstaltungshinweise, Öffnungszeiten oder Sprechstundenzeiten).

Am Tag nach der Aufstellung wurde die Säule noch mehr vom eigenen Personal neugierig inspiziert.

Das System soll als zusätzliche Aufforderung an den Patienten dienen, sich aktiv am Behandlungsprozeß zu beteiligen. Es muß betont werden, daß durch die Bereitstellung einer Informationssäule die Patienten-Arzt-Beziehung und die Zeit, die das medizinische und pflegerische Personal für die Informierung des Patienten verwendet, auf keinen Fall abgebaut werden soll.

Ein Informationssystem bietet die Möglichkeit, Informationen in einer anderen Form präsentieren zu können und dabei auch multimediale Elemente wie Farbbilder, Ton, Videos oder Animationen zu nutzen. Durch die Verwendung dieser multimedialen Elemente kann dem Patienten mehr Informationen in kürzerer Zeit vermittelt werden. Auch steht es jederzeit für den Patienten zur Verfügung, um sich mit ihn interessierenden Themengebieten in Ruhe auseinandersetzen zu können. Wir hoffen weiterhin, daß die Säule im Wartebereich der Ambulanz die Wartezeiten der Patienten nutzvoller und angenehmer gestaltet.

Das eingesetzte Autorensystem


Zum Aufbau des Patienten-Informierungs-Systems wurde ein für diesen Bereich konzipiertes Autorensystem der Firma AniMuS M. Hägele eingesetzt. Hier lassen sich frei wählbar Textinformationen, Bilddaten, Tondateien und Videosequenzen kombinieren. Eine gezielte Anbindung von World Wide Web ist möglich, d.h. es können bestimmte Seiten des WWWs über Verweise integriert werden, wobei ein Wechsel zu nicht vorgesehenen Seiten unterbunden werden kann. Weiterhin besitzt das Autorensystem ein Werkzeug zur Generierung von HTML-Seiten für das World Wide Web. Wir können also unsere gesammelten Informationen auch für eine Präsentation nach außen wiederverwerten. Ebenso können die Informationen auf CD-ROMs verwendet und auch verteilt werden. Der Einsatz auf einem Klinikrechner zur direkten Unterstützung des Patienten-Arzt-Gesprächs ist möglich.

Der Werkzeugkasten zur Erweiterung des Systems ist je nach Benutzerberechtigung direkt im System aufrufbar und läßt einen schnell über Drag- and Drop-Funktionen Bilder, Texte, Ton und Videos in den gängigen Formaten einbinden. Das System basiert auf einer offenen Datenbank, so daß die Wartung und das Hinzufügen von neuen Inhalten, sowie das externe Befüllen aus anderen Datenbanken (z.B. aus dem KIS) möglich sind.

Frühe Evaluation


Eine Studienarbeit von Frau Özdemir, Studentin der medizinischen Informatik, leistete einen großen Beitrag, Informationsbedürfnisse und Einsatzmöglichkeiten aus Sicht der Patienten früh zu ermitteln. Eine standardisierte Befragung von 25 Patienten aus der Ambulanz zeigte, daß sich 15 Patienten für gut informiert, nur 2 für sehr gut informiert und 7 für weniger gut informiert hielten. Als wichtigste Informationsquelle wurde der Arzt genannt. Alle Befragten gaben an, eine Ergänzung des Informationsangebotes mit Hilfe einer Informationssäule nutzen zu wollen. Bei der Analyse der Wichtigkeit der Themenschwerpunkte lag die Betonung eindeutig auf einer guten Information über aktuelle Therapiemöglichkeiten, komplementäre Therapieformen und über die Medikamentenwechselwirkungen. Es wurde Interesse bekundet neben einer Infosäule im Wartebereich auch zu Hause das Nachschlagewerk nutzen zu können. Dies könnte z.B. durch eine Umsetzung des System ins World Wide Web oder aber über eine CD-Version realisiert werden. Weiterhin konnten die Patienten sich vorstellen, daß Erklärungen bestimmter Sachverhalte vom Arzt mit Hilfe des Informierungssystems besser nachvollziehbar seien. Die positive und interessierte Rückmeldung der Patienten bestärkte unsere Bestrebungen die Infosäule aufzubauen.

Entwicklungsstand der Informationssäule


Die durchgeführte Patientenbefragung hat gezeigt, daß die Patienten sehr an weiteren medizinischen Informationen interessiert sind. So legten wir einen Schwerpunkt auf die Umsetzung des schon zahlreich in der Klinik vorhandenen medizinischen Informationsmaterials. Hierzu gehören z.B. Informationen über das HI-Virus, den HIV-Test, den opportunistischen Infektionskrankheiten und Therapiemöglichkeiten, Tips zur Lebensführung und Ernährung.

Informationen können als Text, Graphik oder auch als Video dargestellt werden.

Neben den medizinischen Informationen haben wir angefangen, eine Präsentation der Strukturdaten der Hautklinik aufzubauen. Die den Patienten betreffenden Bereiche wie die Aufnahme, die Ambulanz und die Station mit ihren Behandlungsteams werden vorgestellt. Weiterhin gibt es eine Liste von wichtigen Adressen und Literaturhinweisen.

Die Hautklinik präsentiert wichtige organisatorische Informationen

Ausblick


Das PISA-Team: ein langer Weg...

Wir sind stolz, daß wir das Projekt schon bis zu dem Punkt getragen haben, eine erste Version der Patienten-Informierungs-Säule im Wartebereich der Spezialambulanz einsetzen zu können. Dies sind allerdings erst die ersten Treppen des Turmes. Neben der Aufgabe einer kontinuierlichen Aktualisierung des Systems ist es von großer Bedeutung, die Resonanz der Patienten zu registrieren und auszuwerten. Wir müssen kritisch hinterfragen, ob das System einen relevanten Beitrag zu einer besseren Patientenversorgung leistet. So ist in naher Zukunft geplant, eine weitere Befragung unter den Patienten unserer Ambulanz und hoffentlich aktiven Nutzern unserer Säule durchzuführen.

Ulrike Pohl

DV-Beauftragte der Hautklinik

Dr. Dipl.-Inform. Med. M. Hägele, Schulweg 8, 83673 Bichl
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